Ihr Leitfaden für umweltfreundliche Beschaffung: Diese Nachhaltigkeitskennzahlen sollten Sie verfolgen

In einer Welt, in der Verbraucher und Stakeholder gleichermaßen mehr umwelt- und sozialverträgliches Handeln von Unternehmen fordern, ist die Analyse der Nachhaltigkeitsindikatoren zu einer Priorität geworden. Die Nachhaltigkeitskennzahlen sind ein mächtiges Werkzeug für Unternehmen, um langfristige Werte zu erschließen, Innovationen voranzutreiben und Wettbewerbsvorteile zu erzielen.

Die von McKinsey gesammelten Daten zeigen, dass auf Nachhaltigkeit fokussierte Führungskräfte im Beschaffungswesen den entscheidenden Unterschied ausmachen können. Diese Führungskräfte ermöglichen dadurch, ein schnelleres Wachstum voranzutreiben, Einsparungen zu erhöhen und Verschwendungen zu reduzieren. 

Doch wie lässt sich dieses abstrakte Konzept in greifbare Zahlen umsetzen? 

Die Antwort liegt in den Nachhaltigkeitsmetriken. 

Die Messung der Nachhaltigkeit ermöglicht es Unternehmen, ihre Leistung im Hinblick auf die Ziele in den Bereichen Umwelt, Soziales und Unternehmensführung (ESG) zu verfolgen, Verbesserungsmöglichkeiten zu ermitteln und den Stakeholdern die Fortschritte zu präsentieren. Es geht darum, durch gezielte Analyse Erkenntnisse zu gewinnen und daraus resultierende Maßnahmen zu ergreifen.

In diesem Artikel gehen wir auf einige der wichtigsten Nachhaltigkeitskennzahlen ein, die Sie berücksichtigen sollten. Außerdem sehen wir uns an, warum diese Indikatoren für die Gestaltung nachhaltiger Geschäftspraktiken entscheidend sind.

Das erwartet Sie in diesem Artikel:

1. Der GRI-Standard 
2. Metriken zur ökologischen Nachhaltigkeit 
3. Metriken zur staatlichen Nachhaltigkeit
4. Metriken zur sozialen Nachhaltigkeit
5. Künftige Metriken für umweltfreundliche Beschaffung
   

Der GRI-Standard 

Bevor wir uns mit den verschiedenen Nachhaltigkeitskennzahlen befassen, müssen wir kurz auf den GRI-Standard (Global Reporting Initiative) eingehen. 

Die GRI ist eine unabhängige, internationale Organisation, die einen der weltweit am häufigsten verwendeten Standards für die Nachhaltigkeitsberichterstattung entwickelt hat. Es handelt sich dabei um eine Reihe von standardisierten Kennzahlen, die Unternehmen einen Rahmen für die Berichterstattung über ihre Leistungen in den Bereichen Umwelt, Soziales und Unternehmensführung bieten.

Trotz des Fehlens eines weltweit anerkannten Systems für die Verfolgung und Berichterstattung im Bereich der Nachhaltigkeit, hat der GRI-Standard eine breite Akzeptanz gefunden. Mittlerweile wird der GRI-Standard von 73 % der 250 größten Unternehmen der Welt genutzt und wird in mehr als 100 Ländern eingesetzt.

Primär fördert der GRI-Standard Transparenz und Verantwortlichkeit. Durch die Verwendung des GRI-Standards zur Analyse verfügen Unternehmen über ein praktisches Instrument zur umfassenden und standardisierten Messung der Nachhaltigkeit. Dies hilft den Unternehmen, Verbesserungsmöglichkeiten zu erkennen und den Fortschritt im Laufe der Zeit zu verfolgen. Zugleich ermöglicht dieses Vorgehen auch den Stakeholdern – von Investoren bis hin zu Kunden -, fundierte Entscheidungen auf der Grundlage der ESG-Leistung eines Unternehmens zu treffen.

Die GRI ist wie ein Kompass, der Sie auf Ihrem Weg zur Nachhaltigkeit begleitet, eine bessere Entscheidungsfindung ermöglicht und nachhaltiges Handeln fördert.

Metriken zur ökologischen Nachhaltigkeit 

Umweltbezogene Nachhaltigkeitskennzahlen bieten einen detaillierten Überblick über den ökologischen Fußabdruck eines Unternehmens und zeigen die Auswirkungen auf unsere Umwelt auf. 

Eine der wichtigsten und am häufigsten erfassten Kennzahlen zur ökologischen Nachhaltigkeit sind die Kohlenstoffemissionen. Diese Kennzahlen helfen dabei, den Beitrag eines Unternehmens zu den Treibhausgasemissionen zu messen, die zu den Hauptfaktoren für die globale Erwärmung und den Klimawandel gehören. Die Verfolgung und das Management von Kohlenstoffemissionen ist für jedes auf Nachhaltigkeit ausgerichtete Unternehmen von zentraler Bedeutung und stellt häufig den ersten Schritt bei der Entwicklung einer soliden Klimastrategie dar.

Zusätzlich zu den Kohlendioxidemissionen gibt es noch weitere Kennzahlen zur ökologischen Nachhaltigkeit, die Sie verfolgen können:

• Energieverbrauch. Hier geht es um die Überwachung des Energieverbrauchs Ihres Unternehmens, der vom Stromverbrauch in den Büros bis zum Kraftstoffverbrauch der Firmenfahrzeuge reichen kann. 
  

• Wasserverbrauch. Da Wasserknappheit ein globales Problem ist, kann die Überwachung des Wasserverbrauchs Ihnen helfen, Möglichkeiten zur Einsparung und effizienteren Nutzung zu erkennen. Darüber hinaus ist es wichtig, die Abwassereinleitung zu kontrollieren, um Ihre lokalen Wasserquellen und Ökosysteme zu schützen.
  

• Abfallreduzierung. Hier geht es darum, zu ermitteln, wie viel Abfall in Ihrem Unternehmen anfällt und wie effektiv Sie damit umgehen. Ziel sollte es sein, das Abfallaufkommen zu minimieren und Abfälle durch Recycling oder Kompostierung von Mülldeponien fernzuhalten. Hier erfahren Sie mehr darüber, wie Sie Abfälle durch die Nutzung einer kreisförmigen Lieferkette minimieren können: Was ist eine Kreislauf-Lieferkette? 
  

• Reduktion von Plastik. Um zur Lösung des Problems der Plastikverschmutzung beizutragen, sollten Sie Alternativen fördern und Ihren Plastikmüll ordnungsgemäß entsorgen.
  
• Lärmbelästigung, ein oft übersehener Aspekt, ist für bestimmte Branchen wie das Baugewerbe oder die verarbeitende Industrie besonders wichtig. Eine unkontrollierte Lärmbelästigung kann sich nachteilig auf die örtliche Bevölkerung und die Tierwelt auswirken. Entsprechend ist es von entscheidender Bedeutung, diese Auswirkungen zu bewältigen und reduzieren.
  

Metriken zur staatlichen Nachhaltigkeit

Wenn wir an Nachhaltigkeitskennzahlen denken, konzentrieren wir uns oft nur auf den Umweltaspekt. Es ist jedoch ebenso wichtig, die staatlichen Nachhaltigkeitskennzahlen zu berücksichtigen, die ein breites Spektrum an Standards und Richtlinien umfassen, die Unternehmen einhalten sollten und die oft von staatlichen Stellen oder internationalen Organisationen durchgesetzt werden.

So haben beispielsweise die Vereinten Nationen mehrere Rahmenwerke und Richtlinien geschaffen, die Unternehmen zu nachhaltigen Praktiken anleiten sollen, wie den UN Global Compact und die Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs). Diese Standards bieten eine universelle Sprache für die Nachhaltigkeit von Unternehmen, einschließlich der Grundsätze zu Menschenrechten, Arbeit, Umwelt und Korruptionsbekämpfung. 

Eine weitere wichtige Facette ist die Einhaltung des Verhaltenskodex. Dieser bezieht sich in der Regel auf interne Richtlinien, die ein Unternehmen für seine Geschäftspraktiken aufstellt. Die Einhaltung dieses Kodex zeigt, dass sich das Unternehmen zu ethischem Verhalten, Transparenz und Verantwortlichkeit verpflichtet.

Nicht zuletzt sollten Sie die Erstellung einer eigenen Politik der sozialen Verantwortung der Unternehmen (CSR) in Betracht ziehen. Eine CSR-Politik beschreibt die Bemühungen Ihres Unternehmens, Geschäfte auf ethische Weise zu führen und dabei die sozialen, wirtschaftlichen und ökologischen Auswirkungen zu berücksichtigen. Im Beschaffungswesen könnte dies zum Beispiel bedeuten, dass Sie Lieferanten auswählen, die nicht nur den besten Wert bieten, sondern auch mit den Nachhaltigkeitszielen des Unternehmens übereinstimmen. 

Bei den staatlichen Nachhaltigkeitsindikatoren geht es darum, sicherzustellen, dass die Unternehmen im Rahmen ihrer ethischen, sozialen und ökologischen Verantwortung handeln. Alles in allem helfen diese Kennzahlen den Unternehmen, eine Kultur der Integrität und des Verantwortungsbewusstseins zu etablieren, die für eine nachhaltige Leistung und langfristigen Erfolg entscheidend sind.

Metriken zur sozialen Nachhaltigkeit

Bei unserer Untersuchung von Nachhaltigkeitskennzahlen verlagert sich der Fokus nun auf eine ebenso wichtige Komponente – das “S” in ESG, das für soziale Nachhaltigkeit steht. 

Diese Kategorie umfasst die Auswirkungen, die ein Unternehmen auf die sozialen Systeme hat, in denen es tätig ist. Diese Kennzahlen sollen die Beziehung eines Unternehmens zu den Menschen bewerten – seien es Mitarbeiter, Lieferanten, Kunden oder die Gemeinschaften, in denen es tätig ist.

• Menschenrechte. Unternehmen sind verpflichtet, die in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte der Vereinten Nationen genannten grundlegenden Menschenrechte zu respektieren und zu wahren. Dies kann bedeuten, dass sie faire Arbeitspraktiken gewährleisten, jegliche Form von Diskriminierung unterbinden oder sicherstellen, dass die Rechte der lokalen Gemeinschaften nicht verletzt werden. Die Achtung der Menschenrechte ist nicht nur aus ethischen Gründen unabdingbar, sondern trägt auch zum Ansehen eines Unternehmens, zu den Beziehungen zu den Stakeholdern und zur allgemeinen Nachhaltigkeit bei.
  

• Arbeitsmöglichkeiten. Bei dieser Kennzahl geht es darum, wie ein Unternehmen durch die Schaffung von Arbeitsplätzen zur wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung beiträgt. Dabei geht es auch um die Qualität dieser Arbeitsplätze, einschließlich der Frage, ob ein Unternehmen faire Löhne, berufliche Entwicklungsmöglichkeiten und ein sicheres und gesundes Arbeitsumfeld bietet. Dies ist besonders in Regionen von Bedeutung, in denen Arbeitsplätze knapp sind und Unternehmen eine entscheidende Rolle bei der Förderung der wirtschaftlichen Entwicklung spielen können.
  

• Wohlergehen der Arbeitnehmer. Diese Kennzahl bezieht sich darauf, wie sich ein Unternehmen um seine Mitarbeiter kümmert. Dazu gehören eine angemessene Vergütung und Sozialleistungen, die Gewährleistung von Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz, die Bereitstellung von Schulungs- und Entwicklungsmöglichkeiten sowie die Förderung einer positiven, integrativen Arbeitskultur. Das Wohlergehen der Arbeitnehmer ist entscheidend für die Aufrechterhaltung einer motivierten, produktiven Belegschaft und die Verringerung der Personalfluktuation.
  

• Verbesserung der Lebensbedingungen. Diese Kennzahl kann über die unmittelbare Tätigkeit des Unternehmens hinausgehen. Hier geht es darum, wie ein Unternehmen zur breiteren Gemeinschaft in Bereichen wie Zugang zu Bildung, Gesundheitsversorgung oder Wohnraum beiträgt. Ihr Unternehmen kann die Lebensbedingungen vor Ort durch verschiedene Maßnahmen wie Investitionen in das Gemeinwesen, Partnerschaften oder Philanthropie erheblich beeinflussen.
  

Alles in allem helfen soziale Nachhaltigkeitskennzahlen Unternehmen dabei, ihre positiven sozialen Auswirkungen und die Bereiche, in denen sie sich verbessern müssen, zu messen. Wenn Sie diese Kennzahlen überwachen, können Sie entsprechende Maßnahmen zur Ausschöpfung Ihres Potenzials ergreifen. Dadurch leisten Sie außerdem einen positiven Beitrag zur Gesellschaft, was wiederum Ihren Ruf stärkt, die Moral Ihrer Mitarbeiter verbessert und die Loyalität Ihrer Kunden und Stakeholder fördert.

Künftige Metriken für umweltfreundliche Beschaffung

Die Auswahl an Nachhaltigkeitskennzahlen ist vielfältig: Einige Unternehmen konzentrieren sich auf Umweltfaktoren, andere auf soziale Aspekte und wieder andere auf ein breites Spektrum an ESG-Kennzahlen.

Entscheidend ist, dass Sie die ESG-KPIs auswählen, die für Ihre Geschäftstätigkeit, Ihre Branche und die Erwartungen Ihrer Stakeholder am wichtigsten sind. 

Denken Sie daran, dass sich mit der Vertiefung unseres Verständnisses von Nachhaltigkeit und der Weiterentwicklung der globalen Landschaft auch die Nachhaltigkeitskennzahlen, die Sie zur Messung Ihrer Fortschritte verwenden, weiterentwickeln müssen.

Was könnte also in ein zukunftsorientiertes KPI-Dashboard für Beschaffungsexperten aufgenommen werden? 

Hier sind einige Beispiele:

• Verringerung des Abfalls in der Lieferkette: Ermutigung der Unternehmen, Prozesse zu optimieren und die Grundsätze der Kreislaufwirtschaft zu übernehmen, um so zu einer nachhaltigeren Welt beizutragen.
  

• Recyclingquoten: um festzustellen, wie effektiv Materialien wiederverwendet werden, wodurch Ressourcen geschont und Umweltauswirkungen verringert werden.
  

• Treibhausgasemissionen oder Carbon Footprint, da Unternehmen weltweit danach streben, im Einklang mit den globalen Klimazielen Netto-Null-Emissionen zu erreichen.
  

• Der Energieverbrauch kann dazu beitragen, Ineffizienzen und Möglichkeiten zur Umstellung auf sauberere, erneuerbare Energiequellen zu erkennen.
  

• Transportprozesse, um effizientere Logistik– und Vertriebsmethoden zu fördern, die sowohl Kosten als auch Umweltauswirkungen reduzieren.
  
  
• Auswirkungen auf ökologische Systeme, Bewertung der Auswirkungen eines Unternehmens auf die biologische Vielfalt und natürliche Ökosysteme.
  

Die Messung der Nachhaltigkeit ist kein statischer Prozess. Er erfordert Anpassungsfähigkeit und ein Engagement für kontinuierliche Verbesserungen. Wenn Sie lernen, eine breite Palette von Nachhaltigkeitsmetriken und -kennzahlen konsequent zu verfolgen, können Sie einen ganzheitlicheren Blick auf die Leistung Ihres Unternehmens und seine Auswirkungen auf die Welt gewinnen. So können Sie fundiertere Entscheidungen treffen, Ihre Abläufe verbessern und einen positiven Beitrag für die Welt leisten.